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Queraussteiger, oder: „Wie versemmele ich meine Bewerbung?“

Foto BewerbungZum Jahresanfang beginnt nicht nur die heiße Bewerbungsphase für den Ausbildungsplatz im Herbst, in diesem Jahr kommen bei uns auch noch die Bewerber für eine offene Stelle für Mediengestalter Print und für eine vakante Teamassistenz dazu. Vielleicht möchten Sie sich ja auf eine der Stellen bewerben? Dann kann ich Ihnen gratulieren: wenn Sie diesen Artikel lesen, gehören Sie schon zu der Minderheit von Bewerbern, die sich tatsächlich intensiv mit unserer Webseite auseinandersetzt. Ich darf Ihnen verraten, dass dies im eventuellen Bewerbungsgespräch Pluspunkte bringen wird, und dies gilt nicht nur für uns, sondern für ziemlich jeden Geschäftsführer oder Personaler, dem Sie gegenüber sitzen werden. Genau genommen müsste ich Ihnen an dieser Stelle schon fast einen Coupon für ein Bewerbungsgespräch zum Ausdrucken anbieten. Ihre Mühe soll aber wenigstens damit belohnt werden, dass ich in diesem Jahr einige Erfahrungen mit Bewerbern und Bewerbungsunterlagen hier veröffentliche. Das hilft Ihnen, Ihre Bewerbung zu verbessern, und reduziert auch für uns die Menge der schlechten Bewerbungen.

Möchten Sie die Bewerbung schriftlich oder genügt ein PDF?, werde ich häufig gefragt. In der Fragestellung selbst liegt bereits ein Fehler, denn die Frage beinhaltet eine Wertung. Entweder finden Sie das PDF minderwertig, oder Sie hoffen, sich möglichst wenig Arbeit machen zu müssen bzw. wollen Porto sparen. Für uns ist es interessant zu sehen, wie Sie als Bewerber mit dem Medium umgehen, für das Sie sich bewerben. Bei einem Mediengestalter Print interessiert uns der Umgang mit Papier, Layout und Typografie. Ein Mediengestalter für digitale Medien kann uns mit einer guten Bewerbung auf CD-ROM oder einer Bewerbungswebseite überzeugen. Eine Teamassistentin überzeugt uns durch eine gut strukturierte und vollständige Bewerbung, die dann wieder sowohl auf Papier als auch digital erfolgen kann. Fragen Sie nicht, überzeugen Sie einfach mit einem selbstsicheren Auftritt, der Ihrem Kenntnisstand entspricht. Lassen Sie sich nicht helfen, von der Tante Grafikerin oder dem Onkel Webentwickler, auch nicht vom Papa Werbetexter oder Opa Marketingleiter. Die legen voller Berufsehre die Latte für Sie so hoch, dass Sie bei uns vermutlich nie den Sprung darüber schaffen werden. Und wir staunen später dann, warum der angehende Star am Typografenhimmel an unserem Schreibtisch plötzlich nur noch Arial verwendet und auf schlechtem Flattersatz linksbündig (inkl. unzähliger von Word verbrochenen Trennungsorgien) herunter rattert.

Der erste Eindruck zählt

Es ist nicht so, dass jemand mit einer Bewerbung im Schnellhefter noch nie einen Job bei uns bekommen hat. Aber ein so blasser Auftritt macht es Ihnen schwerer, in der manchmal großen Masse von Bewerbern aufzufallen. Wir geben uns schon recht viel Mühe, sehen uns jede Bewerbung an, bewerten sie nach gewissen Schlüsseln und tasten uns in einem mehrstufigen Auswahlverfahren an die Person heran, die am Ende unser Vertrauen und eine möglichst gute Qualifikation hat. Geben Sie sich dann bitte auch die Mühe, auffallen zu wollen. Bedenken Sie, dass Sie nur Minuten haben, um uns im ersten Anlauf davon zu überzeugen, dass wir uns weiter mit Ihnen und Ihrer Bewerbung auseinandersetzen. Kommen drei lose Blätter mit formlosem Aufbau, womöglich mit Eselsohren oder Flecken, oder E-Mails, deren ganzen Gehalt aus der lapidaren Anfrage „Haben Sie gerade einen Job frei? oder „Kann man sich bei Ihnen auf eine Ausbildung bewerben?“ (die Antworten stehen übrigens beide auf der Webseite, auf der Sie sich gerade befinden) bestehen, dauert die Entscheidungsfrist nur Sekunden.

„Aber so eine aufwändige Bewerbung macht ja so viel Arbeit“, wenden Sie vielleicht ein. Das stimmt, und sie ist sicherlich auch nicht Pflicht. Zudem wird sie nicht lange über eventuelle fachliche Schwächen hinwegtäuschen. Aber sie ist fast immer ein Joker, gleich ein oder zwei Runden in der Vorauswahlphase weiterzukommen. Es liegt dabei an Ihnen, wieviel Arbeit Sie in Ihre Selbstdarstellung stecken, um uns zu überzeugen. Eine gute Bewerbung vermittelt auf alle Fälle einen guten ersten Eindruck.

Oft gehört: „Ich verschicke keine gedruckten Bewerbungen mehr, weil die auch mit dem Porto so teuer sind und man sie nie zurück bekommt.“ Den Einwand lassen wir teilweise gelten, weil leider einige Betriebe zwar den Respekt einfordern, sich an ihre Bewerbungsregeln zu halten, aber umgekehrt nicht den Respekt für den Bewerber aufbringen, dessen Unterlagen mit einer ordentlichen Absage zurückzusenden. Aber: wenn Sie arbeitssuchend sind, zahlt Ihnen das Arbeitsamt einen gewissen Zuschuss für Ihre Bewerbungen, meines Wissens nach bis zu 260 Euro im Jahr. Das ist allerdings eine Maßnahme, die sie zwingend mit Ihrem zuständigen Sachbearbeiter besprechen müssen, denn die notwenigen Formulare und Vorschriften dazu gibt es wohl auch nur bei diesem. Besprechen Sie die Details dazu mit der Agentur für Arbeit. Manche Betriebe möchten vielleicht nicht die auflaufenden Kosten für die Rücksendung aller Bewerbungen tragen, weil sich das schnell zu Hunderten von Euro aufsummiert. Legen Sie für diesen Fall vielleicht einen frankierten Rückumschlag bei. Wenn dieser voraddressiert ist, machen Sie die Bearbeitung zu einem Kinderspiel. Denken Sie aber bei der Mehrfachverwendung von Bewerbungsmappen daran, diese nach einiger Zeit auszutauschen. Es ist nicht sehr appetitlich, sich mit speckigen Mappen herumzuschlagen, und Risse in den Mappen lassen den Eindruck aufkommen, dass Sie grundsätzlich ein unordentlicher Typ sind.

Nachlässigkeit bei der Bewerbung lässt für den Berufsalltag nichts Gutes hoffen

Wenn es nun an das Aufsetzen der Bewerbung geht, sollten Sie sich konzentrieren. Ein Klassiker ist eine an die Siebel GmbH addressierte Bewerbung, wo in der Anrede dann ein Herr Siebert (oder ähnlich) angesprochen wird. Wir sind nicht in Benzheim ansässig, auch nicht in der Dalbergstraße. Eine Adresse können Sie sich zur Not per Copy & Paste aus unserem Impressum ziehen. Wenn die Fehler schon in den ersten Zeilen beginnen, ahne ich meist schon Schlimmes, und werde oft im Folgenden bestätigt. Als Mediengestalter haben Sie viel mit Texten zu tun, egal ob in einer Broschüre, auf einer Webseite oder einer Verpackung. Als Teamassistent(in) obliegt Ihnen die Korrespondenz oder Pflege unserer Web- und Social-Media-Inhalte. Bei uns wird Wert darauf gelegt, dass Sie sich mit den Aufträgen, die Sie bearbeiten, auseinandersetzen. Wie wenig wahrscheinlich muss das für uns erscheinen, dass Ihnen das gelingt, wenn es Ihnen schon nicht gelungen ist, ein nahezu oder völlig fehlerloses Anschreiben aufzusetzen? Es ist uns auch klar, dass Sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausschließlich bei uns beworben haben und bei der Bewerbung auf ein vorheriges Anschreiben zurückgreifen, dies überschreiben und neu abspeichern. Bitte vergessen Sie aber als Bewerber für eine Ausbildungsstelle dabei nicht, den Berufswunsch zu korrigieren. Bewerbungen für Ausbildungen zu Mechatroniker, Industriekauffrau, Werbetechniker oder ähnliches werden bei uns sofort aussortiert.

Und dann sind da immer wieder die Sternschnuppen am Bewerberhimmel, sie tauchen auf, strahlen und verglühen, bevor man seinen Wunsch richtig formulieren konnte. Vor einigen Wochen lag mir wieder die Bewerbung einer jungen Dame vor. Dass das Anschreiben eher eine Memo ohne Adresse, Absender oder sonstige Form war, sei ihr erst einmal verziehen. Sie punktete mit der Bewerbung dafür auf den ersten Blick um so mehr. Mit dieser hatte sie sich richtig Mühe gegeben, ein gutes Konzept erstellt, pfiffige Texte, schöne Arbeitsbeispiele. Querformat. Bindung mit Schraube und Mutter statt Schnellhefter. Eine umfangreiche Übersicht von Likes und Dislikes, mit der man schon einen guten Eindruck der Persönlichkeit bekam. Die Entscheidung war spontan: gleich einladen! Aber: weder im „Anschreiben“ noch irgendwo sonst in der Bewerbung war eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse zu finden. Notlösung: Personensuche auf Facebook – Treffer! Meine nun verfasste Facebook-Nachricht an sie schilderte die Probleme der Kontaktaufnahme, verbunden mit der Entschuldigung, in ihr privates Facebook-Profil (als einzige Kontaktchance) „einzudringen“. Die Reaktion blieb aus. Jetzt noch Brief scheiben, Marke aufkleben, zum Briefkasten laufen, damit es endlich gelingt, den Kontakt herzustellen? Tut mir leid, so gut ist kein Bewerber, dass er mich eine oder mehr Stunden kosten darf, um überhaupt ein erstes Gespräch zu arrangieren. Außerdem beschleicht mich da auch der Verdacht, dass jemand sich selbstverliebt in seine Kreativität gestürzt hat, und dabei die dringend benötigten Basics vergessen hat. So etwas setzt sich dann oft im Berufsleben fort. Also ausgeschieden.

Authentisch bleiben – und ein vollständiges Bild vermitteln

Was die Inhalte Ihrer Bewerbung angeht: Bleiben Sie authentisch, wie auch im Bewerbungsgespräch, doch dazu später mehr. Protzen Sie nicht mit Kenntnissen, die sie gar nicht haben. Ausschnitte von Fotos im Photoshop erstellt oder sie mit einem wilden Farbfilter verfremdet zu haben, sind noch keine für die Branche relevanten „guten Photoshop-Kenntnisse“. Achten Sie auf einen möglichst lückenlosen Lebenslauf und begründen Sie Pausen. „2009 bis 2010 Druckerei X, 2012 bis heute Werbeagentur Y“ könnte auch bedeuten, dass Sie zwischen Januar 2010 und Dezember 2012 rein gar nichts gemacht haben. Und eine mehrjährige Lücke im Lebenslauf kann von Aussteiger über arbeitslos bis Gefängnis alles bedeuten. Legen Sie Arbeitsbeispiele und Dokumente nie im Original bei – so sicher ist der Postversand nicht, dass deren Verlust ausgeschlossen wäre. Überhaupt sind Arbeitsbeispiele eh von sehr begrenzter Aussagefähigkeit für uns, wenn sie unkommentiert sind. Bei Mitarbeitern in Festanstellung für die Druckvorstufe ist es wichtig für uns zu wissen, welchen Part sie bei dem Auftrag überhaupt hatten (Layout? Druckvorstufe? Sogar Entwurf und Artbuying bei Bildagenturen?). Und bei Auszubildenden ist es für uns nicht wichtig, wie gut Sie eine Kuh malen können oder wie treffend das Portrait Ihres Partners geworden ist.

Da wir ausgeschriebene Stellen an mehreren Stellen (Tageszeitung, Online-Jobbörsen, Arbeitsagentur, Blog, Social Media etc.) anbieten, ist es nett, einen Hinweis zu lesen, wo Sie unser Stellenangebot gelesen haben. Ein Passbild halten wir bei Bewerbungen für selbstverständlich. Wir beurteilen niemand nach seinem Äußeren, aber das Fehlen eines Bildes wirft automatisch die Frage auf, warum der Absender sich nicht „zu erkennen“ geben möchte. Sollten Sie dies im Bewerbungsvorgang für einseitig halten: sehen Sie sich (noch einmal) unsere Webseite an. Zumindest die beiden Geschäftsführer sind dort lebensecht abgebildet. Gehaltsvorstellungen in der Bewerbung zu nennen, halten wir nicht für aufdringlich, Vielmehr lassen sich so frühzeitig zu divergente Vorstellung gleich zu Beginn erkennen, bzw. punkten Sie mit realistischen Vorstellungen für die Vergütung der ausgeschriebenen Stelle.

Soviel heute zum Thema Bewerbungen, vielleicht schreiben wir Ihnen demnächst eine Fortsetzung mit dem Thema „Bewerbungsgespräche“. Wie auch das heutige Thema sind dies immer die Standpunkte und Sichtweisen in unserer mittelständischen Werbeagentur. Viele davon sind auf andere Firmen übertragbar, manches ist eine sehr subjektive Sichtweise. Ihnen hilft es, Ihre Bewerbungsqualität zu verbessern, oder einfach einmal einen kleinen Einblick in „die andere Seite“ zu bekommen, womit wir uns manchmal auseinander setzen. Alles in allem hat Sie dies hoffentlich nicht eingeschüchtert, sondern Sie erkennen lassen, dass wir uns Mühe bei der Auswahl unserer Mitarbeiter geben – und wir würden uns freuen, Sie, liebe Bewerber(innen), vielleicht auch bald persönlich kennenzulernen. Vielleicht wartet schon ein spannender Arbeitsplatz auf Sie.

Wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen.